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Movember – Männer sind auch nur Menschen

    Der aktuelle Monat – auch unter dem Namen Movember (eine Kombination aus Moustache und November) bekannt – steht ganz im Zeichen der Männergesundheit. Nicht erst seit dem Auftauchen des Phänomens Männergrippe ist bekannt, dass es eklatante Unterschiede in Sachen Gesundheit und Gesundheitsverhalten zwischen Männern und Frauen gibt. So schätzen Männer beispielsweise im Vergleich zu Frauen ihren allgemeinen Gesundheitszustand als positiver ein. Dies widerspricht jedoch der Faktenlage: Männer sterben im Schnitt etwa vier Jahre früher als Frauen. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 79,4 Jahren; ab dem 59. Lebensjahr leiden Männer häufig an chronischen Erkrankungen und weisen eine sinkende Lebensqualität auf.

    Eine Sache des Gesundheitsverhaltens

    Diesem Umstand liegen verschiedene Faktoren zugrunde, so zum Beispiel das persönliche Gesundheitsverhalten. Männer ernähren sich im Durchschnitt ungesünder, essen also weniger Obst und Gemüse, dafür aber mehr Fleisch und Wurstwaren. Sie trinken häufiger Alkohol, rauchen im Durchschnitt mehr als Frauen und leiden auch stärker an Übergewicht. Zu diesen Faktoren kommt noch ein allgemein risikoreicherer Lebensstil hinzu – und ein Immunsystem, das einen biologischen Unterschied zum weiblichen aufweist.

    Männliches vs. weibliches Immunsystem

    Ein Forscher*innenteam fand heraus, dass sich die Immunantwort bei Männern signifikant von der bei Frauen unterscheidet. Spezifische Immunzellen, die aktiv werden, um bestimmte Krankheitserreger zu bekämpfen, sind nur in geringer Menge im Körper vorhanden. Diese müssen sich daher millionenfach vermehren, um eine Krankheit tatsächlich erfolgreich bekämpfen zu können. Das weibliche Hormon Östrogen unterstützt die spezifischen Immunzellen bei ihrer Vermehrung, das männliche Hormon Testosteron jedoch unterdrückt das Immunsystem und dadurch auch diesen notwendigen Vorgang. Dies ist – neben den genannten anderen Faktoren – ein weiterer Grund dafür, dass Männer im Durchschnitt anfälliger für Krankheiten sind als Frauen. So treten Erkältungen, Grippe, Lungenentzündungen oder auch Malaria bei Männern häufiger auf. Die unterschiedliche Immunantwort könnte auch erklären, warum Männer stärker unter den Symptomen beispielsweise einer Grippe leiden.

    Männer sind „Vorsorgemuffel“

    Dennoch suchen Männer seltener bzw. später einen Arzt bzw. eine Ärztin auf als Frauen. Auch das gehört zu den geschlechterspezifischen Unterschieden im Gesundheitsverhalten; Männer lassen sich außerdem weniger diszipliniert impfen und auch Vorsorgeuntersuchungen seltener durchführen. So nimmt beispielsweise weniger als die Hälfte aller Männer ab 35 die Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung von Prostata- und Hodenkrebs wahr. In diesem Jahr ist aufgrund der allgemeinen Unsicherheit wegen COVID-19 sowie der Beschränkungen und Maßnahmen mit einer weiteren Verschärfung dieser Situation zu rechnen.

    Gesundheit und das „männliche Ideal“

    Die Gründe für das teilweise fehlende Bewusstsein für die eigene Gesundheit sind vielfältig. Sie stehen jedoch im Zusammenhang mit den Vorstellungen eines Männlichkeitsideals, das grenzenlos belastbar und nicht anfällig für Krankheiten ist. Letztere werden als Schwäche und unmännlich abgetan; ebenso wie Selbstfürsorge, die eine wichtige Voraussetzung des Bewusstseins für die eigene Gesundheit darstellt. Diese Vorstellungen von Männlichkeit spiegeln sich auch im Umgang mit psychischen Problemen wider: sie sind nach wie vor häufig ein Tabuthema, über das nicht gesprochen wird – weder im privaten Umfeld noch im professionellen Setting. Dies hat weitreichende Folgen: So nehmen sich Männer dreimal häufiger das Leben als Frauen; stündlich begehen 60 Männer Suizid.

    Männergesundheit im Movember

    Die globale Awareness-Kampagne Movember, die 2003 in Australien begründet wurde, verfolgt daher das Ziel, das Bewusstsein für Männergesundheit zu stärken und an die regelmäßige Vorsorge zu erinnern. Im Fokus stehen dabei sowohl die körperliche als auch die psychische Gesundheit. Psychische Probleme sind nicht männlich, weiblich oder divers – sie sind menschlich. Und jeder Mensch hat ein Recht auf Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität sowie auf professionelle Unterstützung und Begleitung im Umgang mit herausfordernden Situationen!

    Auch wir möchten diesen Monat nutzen, um für das Thema Männergesundheit zu sensibilisieren. Zugleich möchten wir auf einen in diesem Zusammenhang wichtigen Schwerpunkt unserer Tätigkeit aufmerksam machen, der auf der Beratung von Männern liegt. Die Inhalte einer solchen Beratung könnten vielfältiger nicht sein. Wir unterstützen Männer bei spezifischen Themen wie Karriereplanung, Familiengründung und Vaterschaft oder der Entwicklung des männlichen Selbstbildes abseits klassischer Stereotype. Der Fokus kann auch auf der Förderung des Gesundheitsbewusstseins und -verhaltens, männlicher Selbstfürsorge und der Enttabuisierung psychischer Probleme liegen. Nicht zuletzt steht auch die Behandlung psychischer Erkrankungen zur Wiederherstellung bzw. Verbesserung von Wohlbefinden und Lebensqualität im Zentrum unseres therapeutischen Angebots. Beratungen sind persönlich, aber auch online möglich!

    Noch Fragen? Lassen Sie sich von uns beraten – persönlich oder online!

    Lesetipps & Quellen

    Offizielle Seite der Movember-Kampagne
    https://at.movember.com/

    Informationen über die Movember-Kampagne im Online-Magazin der Protest- und Bildungsorganisation Pinkstinks gegen Sexismus und Homofeindlichkeit
    https://pinkstinks.de/movember-fuer-maennergesundheit/

    Statements zur Männergesundheit von Dr. Andreas Krautner, leitender Arzt der ÖGK
    https://www.weekend.at/bundesland/kaernten/movember-maennergesundheit-im-fokus

    Zur Forschung über das männliche & weibliche Immunsystem
    https://www.derstandard.at/story/2000067763452/schnupfen-warum-maenner-staerker-als-frauen-leiden

    Zum Gesundheitsverhalten von Männern betreffend Vorsorge
    https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/99929/Maenner-druecken-sich-haeufiger-vor-Arztbesuch
    https://www.derstandard.at/story/2000091439163/maenner-geht-ihr-regelmaessig-zum-arzt